Es besteht die Annahme, dass Kryptowährungen[1] vollständige Anonymität bieten. Oft wird deshalb behauptet, dass Kryptowährungen ein Paradies für Kriminelle seien, da die Transaktionen anonym und nicht nachvollziehbar ablaufen. Hier soll geklärt werden, wie anonym Zahlungen mit Bitcoin wirklich sind.

Ablauf einer Transaktion

Eine Transaktion mit Bitcoin läuft im Grundsatz immer gleich ab: Jemand schickt von seiner digitalen Geldbörse (einer sog. Wallet) einen Betrag zu einer anderen Wallet. Dafür brauch er lediglich die einmalige Adresse seines Empfängers und keine Bank oder ähnliches als Mittelsmann. Dabei wird die Aktion durch das Verfahren der jeweiligen Währung validiert/bestätigt, sodass der Empfänger auch den gewünschten Betrag erhält und der Absender diesen abgezogen bekommt.

Diese „Validierung“ birgt einen großen Nachteil für tatsächliche Anonymität. So werden alle Transaktionen in die Blockchain geschrieben, um gültig zu sein. D.h. jede noch so kleine Überweisung von Bitcoin von einer Adresse zu einer anderen kann in der Blockchain nachvollzogen werden. Ein wichtiger Punkt für den Bitcoin ist, dass eine Information, die an die Blockchain angehängt wird, nicht mehr verändert werden kann. Folglich sind alle historischen Bitcoin-Überweisungen transparent einsehbar. Ist das noch anonym?

Anonymität/Pseudonymität – Definition

Um die Frage zu klären, soll zuerst geklärt werden, was denn eigentlich Anonymität bedeutet. Das Wort kommt aus dem altgriechischen (ἀνώνυμος = anónymos) und bedeutet „nicht benannt“.[2] Dieser Zustand besteht, wenn eine Person nicht eindeutig identifiziert werden kann. Dann gibt es noch einen weiteren relevanten Zustand: die Pseudonymität. Auch das Wort entstammt dem altgriechischen (ψευδώνυμος = pseudōnymos) und bedeutet „fälschlich so genannt“.[3] Der Unterschied zur Anonymität ist, dass man statt auf nichts auf eine falsche Identität (ein Pseudonym) Rückschlüsse ziehen kann.

Das klingt erstmal komplizierter als es ist. Darum ein Beispiel zur Veranschaulichung: In Deutschland werden Stimmzettel bei Wahlen ohne jede Kennzeichnung in die Urne geworfen. Die Stimmzettel lassen folglich keine Identifizierung des einzelnen Wählers zu. Dadurch verläuft die Wahl anonym. Dagegen das Beispiel aus einer Universität. Würden Klausuren anonym geschrieben werden, könnte dem/der Studierenden nicht die Note für seine/ihre Klausur zugeordnet werden. Deshalb braucht man ein Pseudonym, das statt dem Namen auf die Klausur geschrieben wird, um eine nachträgliche Identifizierung zu ermöglichen. Dafür wird oft die Immatrikulationsnummer der Studierenden gewählt, weil diese einmalig vergeben werden und Verwechslungen ausgeschlossen sind.

Anonym mit Bitcoin?

Wenn man dieses Wissen nun auf den Zahlungsprozess beim Bitcoin überträgt, kann man feststellen, dass die Transaktionen nicht wirklich „anonym“ im eigentlichen Sinn ablaufen. Da jede/r Bitcoinnutzer/in um Geld zu versenden eine Wallet mit einmaliger Adresse braucht, und diese Angaben öffentlich einsehbar auf der Blockchain gespeichert werden, verläuft eine Transaktion mit Bitcoin eher pseudonym als anonym. Okay, damit heißt es anders, doch was genau bedeutet das jetzt?

Für einzelne Unternehmen oder Privatpersonen sind die Pseudonyme nicht aufzuschlüsseln. Für sie steht nur die Information zur Verfügung, dass ein bestimmter Betrag an Bitcoin von Adresse abc an Adresse xyz gesendet wurde. Eine Identifizierung der Personen hinter diesen Adressen ist erstmal nicht möglich. Folglich verlaufen die Transaktionen soweit anonym.

Das große Problem mit der Identifizierbarkeit liegt demnach nicht unbedingt im Netzwerk selbst, sondern vielmehr bei dem Ersterwerb von Bitcoin. Wenn man noch keine besitzt, muss man sie mit herkömmlichen Zahlungsmitteln kaufen. Und wenn man dabei nicht bar bezahlt (– was kaum passiert –), hinterlässt man dabei höchstwahrscheinlich Spuren. Diese werden wieder für einzelne Personen schwierig zu lesen sein, aber z.B. Behörden dagegen haben mit ihren Mitteln gute Chancen, die Beteiligten zu identifizieren.

Beispiel

Angenommen A möchte das erste Mal Bitcoins kaufen, dann macht er das entweder über eine Art „Börse“/Marktplatz oder von Person zu Person. Im ersten Fall verlangen alle seriösen Börsenplätze eine Identitätsverifizierung; gerade damit Zahlungen nachverfolgt werden können (z.B. als Prävention zu Geldwäsche). Würde A hier Bitcoins kaufen, und an seine persönliche Wallet (digitale Bitcoingeldbörse) senden, würde er diese Adresse quasi mit seinen auf dem Marktplatz hinterlegten Personalien verknüpfen und eine Identifizierbarkeit wahrscheinlicher machen.

Die bessere Möglichkeit möglichst anonym Bitcoin zu erlangen ist demnach direkt von einer anderen Person zu kaufen. Hierbei würde A der anderen Person den Gegenwert z.B. überweisen und die andere Person sendet ihm dafür die Bitcoins zu.

Falls nun eine Behörde wie die Polizei die Person hinter einer Bitcoinwalletadresse herausfinden möchte, guckt sie in der transparenten, vollständigen Bitcoindatenbank – der Blockchain – nach, wer wann und wie viele Bitcoins an die Adresse geschickt hat. Mit Zugriff auf Bankdaten ließe sich nun feststellen, dass A einer Person einen bestimmten Betrag Geld gesendet hat. Wenn in der Blockchain nun zum ungefähr gleichen Zeitpunkt Bitcoins in gleichem Wert an eine Adresse gesendet wurden, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die Empfängeradresse der Person gehört, die die Überweisung getätigt hat, da sie der Bitcoinkäufer war.

Fazit

Natürlich lassen sich Transaktionen besser verschleiern, indem man die Bitcoinsendungen z.B. Stück für Stück aufteilt, oder unterschiedliche Walletadressen nutzt, sodass eine Zuordnung zu der Zahlung mit herkömmlichen Mitteln so gut wie unmöglich wird. In Endeffekt lässt sich aber sagen, dass die Nutzung von Bitcoin definitiv nicht „anonym“ abläuft. Viel eher läuft es pseudonym ab und wenn man Wert darauf legt, unidentifizierbar zu sein, muss man ständig Vorsichtsmaßnahmen dafür ergreifen, dass das auch so bleibt.

[1] Grundsätzliches zu Kryptowährungen (insb. Bitcoin): https://ap-datenschutz.de/news/was-ist-der-bitcoin-hype/

[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Anonymit%C3%A4t

[3] https://de.wikipedia.org/wiki/Pseudonym