Einführung
In letzter Zeit gab es wieder vermehrt Tumult um Kryptowährungen (bzw. den Bitcoin). In diesem Artikel soll das Thema deshalb für jeden verständlich von Anfang an beleuchtet werden. Dabei sollen keine wilden Versprechen gemacht werden, wie man innerhalb kürzester Zeit zum nächsten Krypto-Millionär wird, sondern vielmehr sachlich über die Ideen und Techniken hinter dem Bitcoin informiert werden. Wer sich bis jetzt nicht mit dem Thema beschäftigt hat, wer das Gefühl hat, den Einstieg verpasst zu haben, oder wem die Materie bisher zu komplex und unübersichtlich erschien, ist hier genau richtig.
Der Bitcoin
Die erste und bisher größte Kryptowährung ist der Bitcoin. Der Gründer des Bitcoin ist unbekannt, trat aber unter dem Pseudonym „Satoshi Nakamoto“ auf. Er erfand die Währung 2007 und veröffentlichte sie 2009. Die Idee dahinter war zunächst eine Bezahlmöglichkeit zu schaffen, die dezentral ohne Kontrolle durch Banken, Staaten oder ähnliches auskommt.[1] Dabei sollten wie bei den gesetzlichen Zahlungsmitteln (sog. „Fiatgeld“) im Optimalfall Zahlungen schnell abgewickelt werden, Transaktionskosten gering gehalten werden und keine Inflation auftreten.
Inflation
Wenn Banken Geld nachdrucken, bringen sie dadurch immer mehr Geld in Umlauf, wodurch der Wert des Geldes ganz leicht immer weiter sinkt. So liegt die jährliche Inflationsrate des Euro bei durchschnittlich 1,89%.[2] Das ist der Grund, warum früher gefühlt alles günstiger war. Im besten Fall würden Gehälter um die gleiche Rate steigen, um die Inflation auszugleichen und unbemerkbar zu machen. Das wiederum geschieht nicht jährlich in gleichem Maße und führt wieder andere Probleme mit sich, weshalb das Geld faktisch jedes Jahr an Wert verliert. Beim Bitcoin ist die Gesamtanzahl von vornherein auf maximal etwa 21 Millionen festgelegt. Wenn diese Anzahl in Umlauf ist, können keine Bitcoins hinzugefügt werden. Somit wird eine Inflation verhindert.
Dezentralität
Ein weiteres Konzept hinter dem Bitcoin die Dezentralität. D.h., es gibt keinen einzelnen, zentralen Verwalter, der Bitcoin ausgibt und entgegennimmt, sondern jeder Teilnehmer ist gleichberechtigt. So wird die gemeinsam verwaltete Datenbank hinter dem Bitcoin (die sogenannte Blockchain) auch nicht an einem Ort, sondern von jedem Teilnehmer gespeichert.
Transaktionen
Zahlungen werden nicht wie bei herkömmlichen Währungen über weitere Dienstleister wie Banken abgewickelt, sondern werden von einem Nutzer direkt zum anderen Nutzer übertragen und die Transaktion wird in der gemeinsamen Datenbank (Blockchain) für alle sichtbar abgespeichert. Durch kryptographische Techniken wird dabei validiert, dass keine Fehler in der Datenbank passieren und jeder (Teil-)Bitcoin nur einem Eigentümer zugewiesen ist. Dabei werden keine Klarnamen gespeichert, sondern lediglich eine Zeichenfolge, quasi die Adresse der digitalen Brieftasche des Eigentümers. Bei jeder Transaktion fällt eine kleine Gebühr an, damit das Netzwerk nicht mit Transaktionen überlastet wird, und um einen Anreiz für die „Miner“ zu schaffen, Transaktionen zu bestätigen.
Mining
Neue Bitcoin werden nicht wie bei Banken von einer zentralen Verwaltungsstelle ausgegeben. Sie lassen sich „minen“ („schürfen“). Dabei werden durch das Lösen von kryptographischen Aufgaben mit Rechenleistung neue Blöcke erzeugt und zur Blockchain hinzugefügt. Mit diesen Blöcken werden neue Bitcoin ausgegeben und Transaktionen im Netzwerk bestätigt.[3] Belohnt wird man für das Minen dann mit Bitcoin. Hierbei steigt die Schwierigkeit der Aufgaben immer weiter an, sodass immer mehr Rechenleistung benötigt wird, um einen Bitcoin zu „farmen“.
Wert
Der Wert eines Bitcoins entsteht wie an der Börse durch Angebot und Nachfrage. Grade die Begrenzung des Bitcoin auf maximal 21 Millionen macht ihn für Spekulanten attraktiv.
Kritiken
- Es wird vorgebracht, dass der Bitcoin keine Geldfunktion hat, sondern lediglich Spekulation ist. Tatsächlich ist ein Problem des Bitcoin, dass bei jeder Transaktion Gebühren anfallen und sich dadurch vor allem geringe Geldtransfers über Bitcoin nicht lohnen. Jedoch besteht Nachfrage für eine dezentrale und (größtenteils) unregulierte Währung.
- Transaktionen per Bitcoin können einige Minuten in Anspruch nehmen. Das ist für eine Überweisung quer über den Globus nicht schlecht, aber in der schnelllebigen Zeit des Internets auch nicht optimal.
- Das Bitcoinmining verschlingt viel Energie (jährlich ca. 119 TWh – mehr als doppelt so viel wie der Jahresverbrauch der Schweiz[4]) und darunter leidet in Endeffekt die Umwelt. Auf Grund dessen kann man u.a. Tesla-Autos vorerst nicht mehr mit Bitcoin kaufen.[5] Gegen diesen Punkt lässt sich vorbringen, dass vor allem große Miner auf erneuerbare Energien wie Solar setzen, um die Stromkosten so gering wie möglich zu halten. Allerdings könnte man darauf erwidern, dass diese Energie lieber dafür benutzt werden sollte, endliche Energiequellen zu ersetzen.
- Es besteht ein hohes Verlustrisiko, da man selbst für die Aufbewahrung verantwortlich ist (Passwortverlust, Malware, soziale Manipulation). So verlor z.B. ein Deutscher das Passwort zu seiner Wallet und damit den Zugang zu rund 181 Millionen Euro.[6]
- Der Bitcoin bietet ein großes Missbrauchspotential für kriminelle Aktivitäten, weil er so unreguliert und schlecht verfolgbar ist.
- Durch technischen Fortschritt (z.B. Quantencomputer) könnte es dazu kommen, dass in Zukunft mehr als 51% und damit das gesamte Netzwerk kontrolliert werden könnte.
Alternative Kryptowährungen
Aus den Kritiken am Bitcoin und der Befürwortung der dahinterstehenden Idee haben sich viele alternative Kryptowährungen gebildet, die den Bitcoin verbessern, aber teilweise auch eigene Konzepte umsetzen. Diese „Altcoins“ (alternative [zu] Bitcoins) erleben momentan einen regelrechten Boom durch die Aufmerksamkeit auf Kryptowährungen und die angeführten Kritiken am Bitcoin. Ist man jedoch nicht technikaffin und kein Spekulant, bleiben dabei erstmal die folgenden Entwicklungen abzuwarten, um zu gucken, ob und wenn ja welche Währungen sich langfristig etablieren können.
[1] https://bitcoin.org/bitcoin.pdf
[2] https://www.inflationtool.com/euro
[3] U.a. durch digitale Signaturen: https://ap-datenschutz.de/news/qualifizierte-elektronische-signatur-im-datenschutz-ap-datenschutz-gmbh
[4] https://de.statista.com/infografik/18608/stromverbrauch-ausgewaehlter-laender-im-vergleich-mit-dem-des-bitcoins/
[5] https://twitter.com/elonmusk/status/1392602041025843203
[6] https://www.tagesschau.de/wirtschaft/bitcoin-passwort-vergessen-101.html
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